Allergie

28. Februar 2021

ALLERGIE - leitet sich vom griechischen „ allos“ = anders und „ergos“ = Tätigkeit ab.

Gemeint ist damit, dass unser Immunsystem auf harmlose Fremdstoffe wie Pollen, Milben,Hausstaub,Insektengifte überschießend reagiert. Diese Stoffe werden für den Betroffenen zu sogenannten Allergenen. Ein funktionierendes Immunsystem ist eine scharfe Waffe. Es unterscheidet präzise „fremd“ und „selbst“ und vernichtet krankmachende Erreger. Aber hier wird das Immunsystem fehlgesteuert. Warum das passiert konnte noch nicht genau geklärt werden. Doch nehmen Allergien in den westlichen Ländern über Jahrzehnte stetig zu. Rund 30 bis 40 Prozent der Deutschen leiden heute an mindestens einer Allergie. 
 

Wieso ist das so?

Die Zunahme wird in Verbindung gebracht mit dem „westlichen Lebensstil“. Urbanisierung, Umweltfaktoren und Lebensgewohnheiten wie Arbeit, Freizeit und Ernährung spielen wohl eine Rolle.Eine übertriebene Hygiene soll dabei auch eine Rolle spielen. Die Forscher gehen von einer mangelnden Aktivierung des Immunsystems in der Kindheit aus. Es wird vermutet, dass der Kontakt mit bestimmten Bakterien in den ersten Lebensmonaten wichtig ist, damit das Immunsystem sich richtig ausbilden kann. Natürlich sind bestimmte Hygieneregeln wichtig. Dies sehen wir ja gerade jetzt in der Corona-Zeit. Aber dennoch müssen wir uns fragen, ob so oft  Desinfektionsmittel zum Einsatz kommen müssen und ob wir damit nicht vor allem im Haushalt zurückhaltender mit umgehen sollten. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass mit jeder Desinfektion nicht nur Krankheitserreger abgetötet werden, sondern alle Keime. Damit geht die Vielfalt verloren und die scheint für ein gesundes Immunsystem doch sehr wichtig zu sein. Zumindest wird bestätigt, dass Kinder die auf einem Bauernhof aufwachsen und vielen Keimen ausgesetzt sind , deutlich seltener Allergien entwickeln als Stadtkinder. Neuere Forschungen messen dabei bestimmten Kuhmilchbestandteile im Stallstaub und in der rohen Milch eine Schlüsselrolle für den „ Bauernhofeffekt“ zu.

Was passiert bei einer allergischen Reaktion in unserem Körper?

Einer allergischen Reaktion liegt immer eine sogenannte immunologische Reaktion zugrunde,  also eine Reaktion zwischen Antigen ( Allergen) und Antikörper. Allergene sind typischerweise Eiweiße oder Eiweißverbindungen. Sie dringen durch Inhalation ( Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen), Schlucken ( Nahrungsmittel,Arzneimittel) oder Injektion ( Arzneimittel, Insektengifte) in den Körper. Allergische Reaktionen treten an verschiedenen Orten auf - an Haut und Schleimhäuten, Atemwegen, Mundhöhle und Darm. Diese immunologische Reaktion unterscheidet die Allergie von der bloßen Unverträglichkeit gegen Nahrungsmittelbestandteile.

Bevor es zu einer allergischen Sofortreaktion kommt, hat eine Sensibilisierung stattgefunden. Beim ersten Eindringen eines Allergens hat der Körper Alarm geschlagen . Er betrachtet die vermeindlich harmlosen Fremdstoffe als gefährliche Krankheitserreger. Das Immunsystem wird aktiviert und fängt an einen bestimmten Typ von Antikörpern zu produzieren, IgE-Antikörper. Diese heften sich an sogenannte histaminbeladene Mastzellen , die dann im Körper patrouillieren. Bei einem erneuten Allergenkontakt bindet das Allergen an die Ig-E-Antikörper, die Mastzelle öffnet sich und es wird Histamin und andere Mediatorsubstanzen freigesetzt. Jetzt kommt es zu Entzündungen der Schleimhäute, Gefäße weiten sich und werden durchlässiger.

Es treten die typischen Symptome auf: laufende Nase, Niesreiz, Nebenhöhlen- und Bindehautentzündungen.

Atopische Erkrankungen

Diese Soforttyp-Reaktion ist ein gemeinsames Merkmal der sogenannten atopischen  Erkrankungen.

Allergische Rhinitis ( Heuschnupfen) - allergisches Asthma - atopische Dermatitis

Die häufigste Erscheinungsform ist der Heuschnupfen. Dieser kann durch einen gefürchteten Etagenwechsel zum allergischen Asthma werden. Die Schleimhäute von Nase und Bronchien sind ähnlich aufgebaut und reagieren daher vergleichbar auf Allergene. Somit kann die allergische Reaktion der oberen Atemwege auf die Bronchien übergehen. 
Um diesen Etagenwechsel zu verhindern, sollte ein Heuschnupfen frühzeitig und vor allem effektiv behandelt werden. Geeignete Therapien stellen wir im Beitrag - „ Therapie bei Pollenallergie“ vor.

Kreuzallergien

Zu vielen Pollenarten gibt es strukturverwandte Nahrungsmittel, die bei Heuschnupfen-Patienten Reizungen und Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie im Verdauungstrakt auslösen. Bei Menschen mit Neurodermitis führen diese Kreuzallergien dann zu einer Verschlechterung des Hautbildes. So reagieren etwa Birkenpollen-Allergiker mit Allgemeinsymptome, wenn sie Haselnüsse, Mandeln, Steinobst, Erdbeeren, Himbeeren oder Zwetschgen essen. 
Im Kindesalter lösen oft Kuhmilch oder Eier echte Nahrungsmittelallergien aus. Im Erwachsenenalter sind es häufig Erdnüsse und Fisch.